
„Jeder Kunde kann sein Auto in einer beliebigen Farbe lackiert bekommen, solange die Farbe, die er will schwarz ist.“ Henry Ford
Thema der Exkursion war „Colors in Town“. Die zugeteilte Farbe war Blau. Zeitlimit betrug 3 Stunden. Ziel war es 6 Bilder zu liefern welche die Farbe in der Stadt wiedergeben. Phuuu… klang einfacher als es sich herausstellte.
„We can do it“ war unser erster Gedanke. Blaue Sujets finden sich sicherlich zur Genüge in einer Stadt. Wie aber stellt man auch noch den Bezug zur Stadt her. Nicole und ich haben uns nochmal die Aufgabe reflektiert und… na ja so einfach ist es doch nicht. Der Anfang war gar nicht so leicht. Guter Ansatz in diesem Moment: „Draufhalten und abdrücken. Besser im Moment was Blaues auf der Speicherkarte als gar keine Bilder zur Auswahl zu haben“.
Und da stand sie plötzlich.
Nicole hat die nette Dame mit ihren topmodischen Turnschuhen — man möge mir verzeihen wenn ich nicht erkannt habe um welches Modell es sich hier handelt — angesprochen und uns erklärt. Schwupps da hatte ich mein erstes Bild. Auf den 2. Blick hatte ich dann bei diesem Bild bereits Zweifel — wo bitte ist der Bezug zur Stadt ? — aber es gefällt mir auf Grund der Helligkeitsverteilung, der Spiegelung im nassen Kopfsteinpflaster, der Einfachheit. Das Bild muss mit in die Serie.
Speziell wer im Bereich der Personen- / Streetfotografie etwas Fuss fassen möchte — cooles Wortspiel — und sich nicht so traut fremde Personen anzusprechen oder sich davor scheut sich erklären zu müssen, der soll sich einfach in einer Fussgängerpassage auf den Boden legen und nur Füsse fotografieren. In den darauffolgenden Gesprächen mit Passanten findet man schnell einen guten Draht zu seinen „Models“ und lernt dabei den Umgang. Und nach ein paar Fuss-Portraits arbeitet man sich langsam nach oben.
Wichtig ist auch immer wieder ein Blick zurück. Wir schauen nach vorne und suchen unser nächstes Objekt. Dabei kann es durchaus sein das z.B. am Kleiderständer vorne eine schwarze Jeans hängt — wir suchen aber blau und so laufen wir einfach weiter. Erst bei zurückschauen stellen wir fest da hängt ja alles voll mit den unterschiedlichsten Blautönen — und daneben noch ein Kinderwagen mit blauem Verdeck. Also einfach mal stehen bleiben und alles von hinten anschauen — es lohnt sich. Hier war mir natürlich der Bezug zur Stadt wichtig. Also den Hintergrund mit dem Fachwerkhaus miteinbeziehen — schliesslich wollen wir ja das Thema durchgängig haben.
Spiegelungen sind extrem tolle Motive die viel Potential haben. Oft schaut man das Bild an und denkt, na ja was soll das nun ? Aber auf den 2. Blick entdeckt man den Hintergrund — plötzlich rückt das vermeintliche Hauptobjekt in den Hintergrund. Im oben gezeigten Bild ist mir das nur bedingt gelungen. Trotzdem kann es in einer Reportage durch die vorherigen Bilder den Kontext aufgreifen und wird dadurch wieder lohnenswert. Ich versuche auch immer, meine Bilder in einer Reportage zu sehen und dem Betrachter Raum zu lassen sich dazu eine Geschichte zu denken.
Und dann kam der Spielwarenladen. Aus dem Augenwinkel sah ich dieses Blau und auf den 2. Blick die beiden Kinder vor den unzähligen Versuchungen von Playmobil. Kamera in den Anschlag zweimal abgedrückt und der Moment war vorbei. Zähle ich zu den Glückstreffern in der Serie — aber man muss es ja auch zuerst noch sehen.
Irgendwann kommt der Moment und man sieht nur noch blau um sich herum. Ich weiss nicht genau ob man sein Auge nach 3 Stunden so sensibilisiert hat das es nun eine verstärkte Wahrnehmung für Blau bekommt — ich muss das mit einer anderen Farbe testen. Fakt, alles war blau — sicherlich hat die JUSO mit ihrem Wahlkampfparolen-Ballon ihren Beitrag dazu geleistet.
So hatten wir einen gemütlichen Vormittag und eine Exkursion um unser Auge zu schulen. Es erschien auf den ersten Blick als einfache Aufgabe, aber auf den zweiten Blick eben doch als Herausforderung auch den Kontext herzustellen. Das werde ich mit Sicherheit nochmal versuchen.